Die zutreffenden Zahlen

Bundesrat Johann Schneider-Ammann, Gestalter der Schweizer Wirtschaftspolitik, äusserte sich in seiner Albisgüetli-Rede auch zu den Exporten von Schweizer Unternehmen in den EU-Raum.

EU-NO Newsletter vom 21.01.2016

Im Manuskript der Rede von Bundesrat Johann Schneider-Ammann findet sich folgender Satz:

«Aber zwei Drittel unserer Exporte gehen nach Europa.»

Der Vorsteher des Volkswirtschaftsdepartements meint mit «Europa» wohl die Europäische Union. Er ist nicht der erste, der die Behauptung aufstellt, zwei Drittel der Schweizer Exporte gingen in Mitgliedländer der Europäischen Union. Erkundigt man sich beim Bundesamt für Statistik – sozusagen beim statistischen Gewissen der Schweiz – nach dem Umfang schweizerischer Exporte, so erhält man freilich völlig andere Zahlen:

Im Jahr 2000 – also vor Inkraftsetzung des Pakets der Bilateralen Verträge I mit der Europäischen Union – betrug der Anteil der Exporte schweizerischer Unternehmen in die EU gemessen am Total der Exporte der Schweiz tatsächlich 62 Prozent – also fast zwei Drittel.

Im Jahr 2014, als die Bilateralen I seit mehr als zehn Jahren in Kraft waren und die Personenfreizügigkeit auch gegenüber der Ost-EU galt – gingen allerdings nur noch 45 Prozent der gesamten Schweizer Exporte in EU-Länder. Bedeutende, vor allem zunehmende Exporterfolge erringen Schweizer Firmen heute vor allem auf Märkten ausserhalb der Europäischen Union – in den USA, in Fernost, in Südamerika. Im Rückgang des Exportanteils in Richtung EU spiegelt sich die Einbusse der von Währungs- und Wirtschaftskrise gebeutelten EU an der gesamten Weltwirtschaft.

Auch wenn niemand behauptet, die EU sei für die Schweizer Exporte nicht wichtig, so ist doch unzutreffend, dass auch heute noch zwei Drittel der Schweizer Exporte in Richtung EU unser Land verlassen würden. Tatsächlich beträgt der Export-Anteil EU an den Gesamtexporten der Schweiz heute weniger als die Hälfte. Faktengenauigkeit sollte auch verbreitete Exportzahlen prägen.

US

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